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Wintersonnenwende und Rauhnächte

Jedes Jahr an Heiligabend und an Silvester ging ich mit meiner Mama von Raum zu Raum. Mit Räucherschale, Tannenzweig und Weihwasser segneten wir das gesamte Haus. Was es damit wirklich auf sich hat, weiß ich erst heute. Und ich liebe es, wie sehr dieses Ritual in Verbindung mit der Natur steht.

Rituale

Die Bräuche unserer Vorfahren

Unsere germanischen Vorfahren hatten keinen wissenschaftlichen Zugang zum Sonnenverlauf. Stattdessen lebten sie in enger, intuitiver Verbindung mit der Natur und entwickelten Rituale und Bräuche, die Gefahren abwenden und das Gute herbeiführen sollten.

Die Wintersonnenwende markiert den Beginn der Rauhnächte. Ihr genauer Zeitpunkt variiert, doch ganz grob fällt sie meist auf den 21. Dezember. Wir erleben die längste Nacht und den kürzesten Tag. Das Licht kehrt ab jetzt zurück in unsere Welt. Es heißt die Schleier zwischen unserer und der Geisterwelt seien in dieser Zeit ganz dünn. Um böse Geister fernzuhalten, musste man sich der Dunkelheit entgegen stellen. Unsere im Alpenland bekannte Percht spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie ist die Göttin der Rauhnächte und legt sich mit der vorherrschenden Dunkelheit an.

Da der Übergang zwischen Diesseits und Jenseits in der Zeit zwischen den Jahren fließend ist, ist dies eine gute Zeit zum Orakeln und Weissagen. Vor allem Vorhersagen für das Wetter wurden jetzt getroffen, um die nächste Ernte möglich positiv zu beeinflussen. Die diesjährige Ernte war bereits eingefahren und dank voller Vorratskeller wurde mächtig aufgetischt und mit der gesamten Familie geschlemmt und gefeiert. Wie auch heute noch an Weihnachten.

Dieser und andere Bräuche wurden vom Christentum assimiliert. So etwa der Weihnachtsbaum. Die Germanen zierten immergrüne Bäume und Sträucher mit festlichem Schmuck. Sie zündeten Feuer und Kerzen an, um das Licht einzuladen und räucherten ihre Häuser, um böse Geister zu vertreiben.

Nach dem alten Pfad beginnen die 12 Rauhnächte mit der Wintersonnenwende. Du kannst aber auch am 24. Dezember beginnen, wenn dir das näher liegt.

Mit der Natur verbinden

So kannst du die Rauhnächte feiern

Das Ritual der 13 Wünsche

Ich liebe diesen Brauch. Das Ritual der 13 Wünsche ist eine tolle Ergänzung zum Räuchern, kann aber auch einfach für sich stehen. Schreibe dir zu Beginn der Rauhnächte (Ich mach das gern am 21.12.) 13 Wünsche auf Zettel auf. Die Zettel faltest du, sodass du nicht mehr lesen kannst, was darauf steht. In jeder Rauhnacht verbrennst du einen Wunsch im Feuer. Du übergibst ihn dem Universum und bittest um Erfüllung deines Wunschs. Am Ende bleibt ein Zettel übrig. Die Erfüllung dieses Wunschs nimmst du in die eigenen Hände.

Rückschau halten

Wofür bist du dankbar in diesem Jahr? Was hat dich besonders herausgefordert? Möchtest du etwas loslassen? Etwas, das du nicht ins neue Jahr mittragen willst? Was hast du gelernt? Was hast du abgeschlossen? Was ist noch offen?

Du kannst dir deine Gedanken aufschreiben oder dich ihnen bei Meditationen widmen.

Träume und Orakel

Wegen der Nähe zur Geisterwelt kann alles, was du jetzt erfährst und empfindest eine Bedeutung haben, insbesondere deine Träume. Viele schreiben daher gern Tagebuch in der Zeit zwischen den Jahren. Wenn du das möchtest, leg dir ein Buch neben das Bett und schreib deine Träume nach dem Aufwachen gleich auf. Du kannst sie später deuten.

Es gibt 12 Rauhnächte. Jede Nacht steht für einen Monat im neuen Jahr; die erste Rauhnacht steht für Jänner, die zweite für Februar usw. Nutze Orakel jeglicher Art, um an den jeweiligen Rauhnächten in die Zukunft zu schauen.

Waldspaziergänge

Die Natur ist die Basis unseres Lebens. Nicht umsonst schmücken wir in der Weihnachtszeit einen Baum und zieren unsere Häuser mit immergrünen Zweigen. Wenn du keinen sterbenden Baum in deinem Wohnzimmer aufstellen willst, kannst du auch in den Wald gehen und die Natur ehren. Dich mit ihr verbinden. Deiner eigenen Natur noch näher kommen und sie einladen, dich im neuen Jahr zu leiten.

Räuchern und reinigen

All deine Rituale kannst du mit Räucherungen begleiten. Sie dienen vor allem der Reinigung und dem Schutz. Ich selbst räuchere selten, darum überlasse ich es den echten Kräuterhexen, dir hier mehr zur erzählen. :) Zur Reinigung zählt auch die Reinigung deines Heims und dir selbst. Nimm ein schönes Bad mit ätherischen Ölen, mach Musik an und reflektiere über Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart.

Das Licht einladen

Wenn du eine Feuerstelle im Haus oder im Garten hast, kannst du zur Wintersonnenwende einen Julklotz, ein großes Stück Holz anzünden. Er bezeichnet die Rückkehr des Lichts. Es bringt Glück und Segen, ihn während der Rauhnächte am Brennen zu halten. Alternativ kannst du Kerzen anzünden, die Licht in dein Zuhause einladen.

Festmahl feiern

Wir fahren zwar keine Ernte mehr ein und alles ist zu jeder Zeit des Jahres verfügbar, aber der Brauch des gemeinsamen Essens mit lieben Menschen wird auch heute noch gefeiert. Wenn du den Trubel nicht magst, bereite ein Festmahl für dich oder einen kleinen ausgewählten Kreis und zelebriere die Geschenke der Natur achtsam und friedvoll.

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Gras
Sabine Gleiss
Zertifizierte Yogalehrerin (500+ h)
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