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Was ist Yoga?

Asanas bilden den klassischen Einstieg in die eigene Yogaroutine. Ich besuche die erste Yogastunde in meiner Stadt oder mache ein paar Videos auf YouTube. Rückenschmerzen verschwinden. Die Hektik des Alltags wird erträglicher. Yoga ist Wellness. Das hat sich etabliert. Irgendwann kommen die ersten Wehwehchen ins Spiel. Ich kann einzelne Posen nicht so einfach ausführen. Chaturangas? Die sind nicht so wichtig. Also eigentlich: Yoga ist doch was ganz Individuelles. Das kann ich so gestalten, wie es mir gefällt. Und Zeit hab ich nicht wirklich für eine ganze Stunde. Ich mach einfach ein bisschen Yin Yoga, während meine Lieblingsserie läuft! Das ist MEIN Yoga. Hauptsache ich bin auf der Matte, bevor ich mich wieder ins echte Leben stürzen muss.

Das echte Leben. Wir neigen dazu, unsere Hobbies vom Rest des Lebens zu trennen. Wieso? Diese Beschäftigungen machen uns Freude. Sollten sie nicht gerade deshalb Priorität haben? Ganz abgesehen davon, dass Yoga eine Lebensphilosophie ist. Keine Sorge. Ich erwarte nicht, dass meine Schülerinnen und Schüler ihr Dasein, nach den yogischen Prinzipien ausrichten. Seht das Folgende als Inspiration. Als Geschenk des Yoga, das ihr in allen Lebensbereichen anwenden könnt, aber nicht müsst.

Yoga Sutra I.32

tat pratisedhārtham eka tattvābhyāsah

Bitte was? Lasst mich das erklären.

Identifizierst du dich selbst als "Overthinker"? Bist du gut in Multitasking? Hast du oft tausend Sachen im Kopf? Dann ist dieses Yoga Sutra für dich. Es spricht vom Fokus auf einen Punkt, auf eine Sache. Im Yoga kannst du dich auf den Atem konzentrieren. Du kannst deinen Blick auf ein Objekt konzentrieren. Du kannst dich auf etwas Schönes konzentrieren.

Warum soll ich das tun? Patanjali empfiehlt dies vor allem dann, wenn du vor einem Problem stehst. Wenn die Gedanken rasen. Wenn du in einem Problem 15 Folgeprobleme siehst und 20 Lösungsansätze evaluierst, die womöglich 17 neue Herausforderungen erzeugen ... Der Fokus auf eine Sache erdet dich, bringt dich zurück in deine Mitte, von wo aus du tatsächlich handeln kannst. Yoga und Netflix – nicht so sinnvoll.

Und hier liegt der Grund versteckt, warum ich es so sehr liebe, eine Live-Yogastunde mit Menschen vor Ort im Studio zu machen. Es gibt hier keine Handys, die mit neuen Nachrichten locken. Keine Mitbewohner, die wissen wollen, ob der Reis noch essbar ist. Keine Chefs, die noch Aufgaben fürs morgige Meeting austeilen. Hier bist nur du. Dein Atem. Dein Körper. Deine Gefühle ... und deine Gedanken. Wir wissen alle, wie gut die darin sind, den Fokus zu verwischen. Und glaub mir, sie werden ihr Bestes geben. Doch weißt du was? Scheißegal! Lass dich ruhig von ihnen ablenken. Bemerke es. Komm wieder zurück. 😉

Fokus

Des Friedens willen

Wir können uns so verfangen in all den Aufgaben, Herausforderungen und allem, was uns lästig ist. Das laugt aus. Das macht unglücklich. Was dann hilft, ist der Fokus auf das Warum. Warum mache ich das? Warum bin ich mit dieser Person zusammen? Was ist meine Intention? Dann sind wir in der Lage, zu denken und zu handeln, ohne unsere ganze Energie dabei aufs Spiel zu setzen.

Das ist Yoga. Das passiert auf und abseits der Matte. Mehr als ein Hobby, oder?

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Gras
Sabine Gleiss
Zertifizierte Yogalehrerin (500+ h)
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